Der Fall des Umgangs der bayerischen Justiz mit Gustl Mollath hat bundesweit Aufsehen erregt. Weniger bekannt ist indes die Geschichte von Theobald Teuscher.
Seit zweieinhalb Jahren wird er in der Psychiatrischen Anstalt Langewartda festgehalten, weil er Stimmen gehört haben will. Zudem hatte er angegeben, er sei Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) der Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Der Psychiater Prof. Dr. Friedemann Fix bescheinigte ihm daraufhin eine „schizophrene Persönlichkeitsstörung“. Nun hat sich jedoch herausgestellt, dass Teuscher tatsächlich als Abhör-Experte für die NSA gearbeitet hat.
Begonnen hat die Geschichte auf einer Landstraße bei Bad Eilsen. Polizeibeamte stoppten den Wagen Teuschers wegen angeblich überhöhter Geschwindigkeit. Teuscher bestritt jedoch vehement, zu schnell gefahren zu sein.
Als die Beamten ihn zur sofortigen Zahlung eines Bußgelds aufforderten, antwortete er, er kenne sie und wisse, dass sie dieses Geld in die eigene Tasche stecken würden. Die Geschwindigkeitsmessung hätten sie zuvor manipuliert.
Angesichts der Zahlungsverweigerung nahmen die beiden Polizisten den widerstrebenden Teuscher mit auf die Wache. Dort wiederholte er seine Vorwürfe gegenüber dem Reviervorsteher. Dabei bestand Teuscher darauf, dass die beiden Polizisten diese Masche regelmäßig abzögen.
Als der Vorgesetzte ihn fragte, woher er das denn überhaupt wissen wolle, antwortete Teuscher, er habe die Stimmen der beiden Beamten bereits mehrfach in seinen Mitschnitten gehört. Auf Nachfrage gab er dann an, er arbeite für die NSA.
„Und ich bin der Polizeipräsident“, erwiderte der Reviervorsteher daraufhin lachend. Dann rief er beim Gericht an.
Einweisungsrichter Hartmut Haft ordnete nach einer kurzen Anhörung Teuschers dessen vorläufige Unterbringung in einer Psychiatrischen Anstalt an. Danach bestellte er Fix als Psychiatrischen Gutachter.
Per Ferndiagnose erklärte Gutachter Fix den Patienten für gefährlich. Erwartungsgemäß verschwand Teuscher anschließend in der geschlossenen Anstalt.
Erst durch die Enthüllungen von Edward Snowden kam der Fall Teuscher wieder auf die Tagesordnung. Snowden hatte behauptet, die NSA lasse missliebige Mitarbeiter einfach in der Klapse verschwinden.
Dem widersprach der NSA-Chef General Keith Alexander jedoch heftig. Teuscher sei ohne Zutun der NSA in der Psychiatrie gelandet. Ihn herauszuholen, sei zu gefährlich gewesen, weil man dann seine Tätigkeit für die NSA hätte offenbaren müssen.
Noch ist Teuscher allerdings nicht frei. Der Psychiater Fix fürchtet Enthüllungen des NSA-Agenten über seine Fesselspiele mit einer 17-jährigen Patientin. Haft wiederum droht Teuscher mit einer längeren Verweildauer in Langewartda, wenn er den Kokain-Konsum des Richters publik machen sollte.
Mit seiner Freilassung scheint Teuscher es offenbar auch nicht eilig zu haben. „Hier sind die Leute alle ehrlich und nicht so abgedreht wie im Dagger-Komplex der NSA“, erklärte er. „Die Welt da draußen ist eher verrückt als die Patienten hier.“
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