„Nein, wir können jetzt nicht kommen; es sind alle im Bett.“ Was der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger vor mehr als 30 Jahren in seinem Sketch über die Polizeihauptwache noch als skurilen Unsinn darstellte, das führt die Deutsche Bahn AG (DBAG) seit Anfang August in Mainz als bittere Realität vor.
„Made in Germany“ galt einst als Qualitätssiegel für „deutsche Wertarbeit“. Die „Deutsche Wertarbeit“ bei Stuttgart 21, beim Berliner Flughafen BER oder der Elbphilharmonie in Hamburg machen die Ingenieure vom Neckar, der Spre und der Elbe zum Gespött der ganzen Welt.
Siemens kriegt keine Bahnfahrzeuge mehr fristgerecht hin. Die DBAG muss vor der Macht der eisernen Weichen weichen und den Hauptbahnhof Mainz wegen fehlender Fahrdienstleiter großräumig vom Netz abhängen.
Haben die Ingenieure etwa das Schrauben verlernt? Denken sie nicht mehr mit deutscher Gründlichkeit nach über ihre Großprojekte oder sitzen ihnen geizige Gierhälse vom Finanzmanagement drohend im Rücken?
„Geiz ist geil“, warb bis vor kurzem eine Discountkette für technische Produkte. „Made in Germany“ ist wohl auch dem Geiz zum Opfer gefallen.
Die Made frisst sich dick und fett. Derweil wird aus der Pflaume ein löchriger Schweizer Käse. Angepflaumt dafür wird hinterher aber nicht die gefräßige Made, sondern wohl eher derjenige, der die Pflaume gutgläugig vom Baum gepflückt hat.
Finanzvorstände und Kaufleute haben die Welt zum Opfer von Streichkonzerten gemacht. Sie spielen die erste Geige, wenngleich sie gar nicht Geige spielen können. Sie haben nicht einmal Ahnung von Musik!
Die Nullen regieren die Welt. Sie bestimmen Menschen zu „Kostenstellen“ und Sozialsysteme zu „Profitcentern“.
Aus der Bahn machen die Nullen eine Kabarettnummer. Die Fahrgäste freilich haben dabei nichts zu lachen. Aber dafür lacht über die Deutsche Bahn die ganze Welt.
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