Ab nach Syrien: Gib Gas!

4 Okt

Das ist kein Aprilscherz gewesen: Noch im April 2011 haben deutsche Firmen waffentaugliche Chemikalien nach Syrien geliefert. Diese Unternehmen haben sich damit aber nur streng an deutsche Traditionen gehalten.

Gas geben hat in Deutschland halt Geschichte. Das können die Deutschen seit 80 Jahren auf der Autobahn und seit fast 100 Jahren im Krieg. Nicht vergessen darf man natürlich auch das Gas für die Vernichtung von „Ungeziefer“.

„Agent Orange“ war ein Entlaubungsmittel mit deutschen Grundstoffen. In Vietnam hat das gut gewirkt. US-amerikanische Kriegsveteranen können die Wirkungen heute noch deutlich vorzeigen.

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, schrieb Paul Celan in seiner „Todesfuge“. Damit der berühmte Dichter Recht behält, müssen sich die deutschen Konzerne mächtig anstrengen.

Gegen Senfgas im 1. und Zyklon B im 2. Weltkrieg sind Gaslieferungen nach Syrien doch eigentlich harmlos. Damit werden doch höchstens fundamentalistische Islamisten ausgeräuchert. Von denen gibt es doch sowieso viel zu viele!

Irgendwie müssen die deutschen Chemiekonzerne ja ihr Geld verdienen. Mit den Lieferungen nach Syrien haben sie doch wirklich was für den Wirtschaftskreislauf getan, weil die Vernichtung der Waffen jetzt auch wieder in Deutschland stattfinden kann.

Bedauerlicherweise sind ja die goldenen Zeiten vorbei, als der geniale Carl Duisberg die gesamte Chemische Industrie Deutschlands zu einem einzigen Konzern zusammengeführt hat. Die IG Farben war damals ganz groß im Gasgeschäft.

Leider haben die Aliierten den Konzern nach dem Ende des 2. Weltkriegs zerschlagen. Seither machen die Schweizer den Deutschen das Geschäft mit Chemie- und Pharmaprodukten streitig.

Zwischenzeitlich mussten deutsche Spitzenpolitiker nach dem Ausscheiden aus dem Amt ja sogar Positionen bei einem russischen Gaslieferanten annehmen, weil das Gas prompt von dort durch eine Pipeline nach Deutschland kommt. Das muss sich wieder ändern!

Deutsche Firmen haben ja schon den Irak und Libyen mit Chemikalien beliefert, aus denen man Giftgas herstellen kann. Syrien war da doch nur ein weiterer Absatzmarkt.

Die deutsche Wirtschaft lebt vom Export. Schließlich ist Deutschland inzwischen drittgrößter Rüstungsexporteur der Welt.

Wenn die Menschen in Deutschland von der Herstellung chemischer Grundstoffe für Giftgas, von Panzern und Kampfjets oder U-Booten leben, dann müssen andere notfalls eben daran glauben. Das ist der Lauf der Welt: Der Stärkere vernichtet den Schwächeren.

Wer jetzt einwirft, das sei Nazi-Ideologie, vergisst, dass dieses Prinzip doch auch der neoliberalen Marktideologie zugrundeliegt. Allerdings dämmert mir gerade, dass die FDP damit bei den letzten Wahlen nicht gerade gut gefahren ist. Sollten wir vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken, ob wir nicht vielleicht lieber Gasfeuerzeuge oder Erdgasbusse herstellen sollten?

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