Der 15. Oktober ist der internationale „Tag des weißen Stockes“. Das ist wieder einer dieser tausend Tage für irgendetwas, woran man die anderen 364 Tage des Jahres nicht denkt. Ohnehin gibt es inzwischen mehr solche besonderen Tage als überhaupt Tage im Jahr.
In unserer Kabarettgruppe gibt es zwei Blinde. Gäbe es sie nicht, wäre ich blind für diesen merkwürdigen „Tag des heißen Schockes“.
Selbst bin ich ja auch behindert. Aber das behindert mich kaum. Ich fahre BMW und vor allem auf schöne Frauen ab.
Die Blinden können nicht sehen, wie ein Mensch aussieht. Meinen beiden Kabarett-Kumpels gefällt eine Frau dann, wenn ihre Stimme stimmt.
Am liebsten schauen sie sich eine schöne Frau mit den Fingern an. Dann tasten sie sie ab, als wären sie von der Security am Flughafen. Wenn ich auf eine Frau fliege, mache ich inzwischen gerne das Gleiche.
Kennengelernt habe ich die beiden Blindschleichen im Frühjahr 2011 bei einer Demo. Da tasteten sie sich an der Spitze des Zuges zu neuen Parolen voran.
Im Frühjahr 2012 haben wir dann gemeinsam mit anderen die Kabarettgruppe Die Durchblicker gegründet. In blindem Vertrauen bin ich den beiden Blindlingen bei ihrem durchsichtigen Manöver zur Verarschung der Sehenden gefolgt.
Beide sind wirklich witzig. Jochen Schupper ist ein echtes Original.
Jochen hat ein phänomenales Gedächtnis. Zahlreiche Texte rezitiert er mühelos aus dem Kopf. Deshalb nennt er sich selbst auch gerne „Jochenkopf“.
Außerdem ist Jochen sehr musikalisch. Unserem Makabarett kommt das durchaus zugute.
Franz-Josef Hanke hat eher den rheinischen Humor. Als gebürtiger Rheinländer kommt er bei den humorlosen Miesmachern in Marburg ganz groß raus.
Wir treffen uns etwa fünfmal so oft, wie es den „Tag des beißenden Spottes“ gibt. Dann begrüßt Franz-Josef mich meist mit den Worten: „Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen.“ Ich antworte ihm immer: „Du hast mich überhaupt noch nie gesehen.“
Oliver Kalkofe hat einen Welt-Welttag-Tag vorgeschlagen. Fände ich klasse!