Deutsch ist die Sprache der Dichter und Denker, der Scharfrichter und Henker sowie der Irrlichter und Kränker. In einem kleinen semantischen PropäDeuticum wollen wir uns heute dem Wörtlein „Schwatzhaft“ zuwenden und es in der einen wie auch der anderen Richtung deuten. Aus gegebenem Anlass werden wir uns gleichzeitig auch um Aufklärung übr die Farbe „Schwarzgrün“ bemühen, da beide Wörter derzeit in Hessen in engem Zusammenhang miteinander zu betrachten sind.
„Schwatzhaft“ nannten unsere Großväter dereinst unsere Großmütter. Seinerzeit verlangte der Mann von einer Frau, dass sie stumm bleibe und er der Herrscher im Hause. Machte die Frau jedoch einmal den Mund auf, war sie „schwatzhaft“.
Das Sprichwort „Reden ist Silber; Schweigen ist Gold“ galt damals dann auch vor allem für Frauen. Männer indes hielten Reden für einen angemessenen Ausdruck ihrer Macht oder einen adäquaten Weg dorthin. Viele hielten sich also nicht an das Sprichwort und hielten stattdessen Reden.
In Zeiten der Parlamentarischen Demokratie indes hat das Sprichwort eine neue Bedeutung gehalten. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ erklärte der Volksmund. Lobbyisten en Masse versilbern seither willfährige Reden im Parlament, wenn nur der Geschmierte über seine Finanzquellen und die Herkunft seiner Eingebungen schweigt.
Sollte jemand jedoch auspacken und über die Hintermänner dieser Bestechung schwätzen, droht ihm eine ernste Strafe. Schlimmstenfalls geht er deswegen in „Schwatzhaft“.
Anders allerdings ergeht es Politikern, wenn sie ihre Versprechen nicht einhalten. Politiker können eben nicht immer einhalten. Oft kommt bei ihnen Dünnschiss heraus.
Bei Wahlkämpfen sind viele Politiker hemmungslos schwatzhaft. Die einzige Schwatzhaft, die darauf möglicherweise folgen kann, nennen die Politiker „Koalition“.
In Hessen verhandeln Grüne und CDU nun mit Feuereifer über eine „schwarzgrüne“ Koalition. Betrachten wir die Bedeutungen des Worts „Schwarzgrün“, so fällt dem aufmerksamen Beobachter einiges auf:
Die Schwärze steht vornean. Zuallererst wird es also Nacht werden unter Schwarzgrün. Dunkel sind die Wege der Entstehung dieser Koalition; und auch in ihrem weiteren Verlauf sieht man nicht das sprichwörtliche „Licht am Ende des Tunnels“, sondern man kann nur schwarzsehen.
„Grün“ ist die Farbe der Hoffnung. Hoffnung bringt diese Koalition auch wirklich den beteiligten Parteien und ihren Protagonisten. Sie eröffnet den Weg zu weiterer Macht; und es macht nichts, was sie dabei mit den Beteiligten macht.
Volker Bouffier bleibt Ministerpräsident. Der von den Grünen versprochene Politikwechsel in Hessen bleibt dabei auf der Strecke. Aber so ist das eben mit einem Wechsel: Derartige Papiere stellen ein Versprechen für die Zukunft dar, das der Unterzeichner nicht immer einlösen kann.
Tarek Al-Wazir wird stellvertretender Ministerpräsident. Damit tritt er alle Stellen im grünen Parteiprogramm weg, die den Wechsel in Hessen versprochen haben.
„Schwarzgrün“ nun symbolisiert, dass es für Umwelt und Natur wie auch für die Hoffnung auf eine grüne Zukunft schwarz aussieht. Mit der schwarzgrünen Koalition haben sich die hessischen Grünen als schwatzgrün entlarvt.
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