In einem Monat dürfen wir wider wählen. Diesmal dreht sich alles um Europa.
Stünde am 25. Mai jene attraktive Frau zur Wahl, die den göttlichen Zeus durch ihre verlockenden Reize zum lüsternen Stier gemacht hat, dann würden wahrscheinlich auch wir wirklich wild werden und wohl willig wählen gehen. Aber die Urne steht nur da für das alte Europa der volksfernen Regulierungswut und der kapitalistischen Konkurrenzkampf-Korintenkacker.
Europa hat die Demokratie bei Bürokraten in Kommission gegeben und den Lobbyisten zum Fraß vorgeworfen. Trotz aller Lamentos muss das Europa-Parlament diesem Treiben weitgehend ohnmächtig zuschauen.
Der Rat des Ministerrats ist oft kein guter Rat. Mit den Partikularinteressen der einzelnen Staaten ist kein Staat zu machen.
Manches Mitglied der Kommission meint möglicherweise, es sei Gott. Jedenfalls will es Europa mit Mais und Soja aus dem Genlabor überziehen und Bananen begradigen. So manch krummes Ding läuft da gerade in Brüsseler Bürokratenstuben.
Die vielgepriesenen vir Freiheiten sind die Freiheit des Baren, die Freiheit zu Fehlleistungen, die Bewegungsfreiheit des Kapitals und die Erregungsfreiheit der Bürger. Straßburg und Brüssel sind die stillen Örtchen, wo Europa seine Scheinheiligkeit macht.
Nach der Einführung des Binnenmarkts sind innerhalb der EU irgendwann auch die Schlagbäume gefallen. An den Binnengrenzen stehen keine Zöllner mehr oder Grenzer mit Gewehr im Anschlag. Dafür überwachen grenzenlos gierige Geheimdienste die braven Bürger aber bis zum Anschlag aus angeblicher Angst vor einem Anschlag.
Der Krieg wenigstens wurde aus Europa verdrängt. Nun herrscht er am Rand und richtet sich dort gegen Flüchtlinge. „Frontex“ spielt auf dem Mittelmeer „Schiffe versenken“.
Afrikaner sind in Europa nicht willkommen. Wer aus anderen Kontinenten hierher kommen will, dem droht der Tod durch Ertrinken. Wir als Europäer indes dürfen hierbleiben und sogar einen Zettel in die Urne versenken.
Wählen werden wir wohl zwischen Zwangsbeglückung durch obligatorische Rauchmelder zum Wohle der Sicherheitsindustrie und Zwangsbespitzelung durch europäische Provider und Geheimdienste anstelle US-amerikanischer. Zur Wahl stehen Keller, Junker und Schulz. Im Keller ist unsere Laune spätestens dann, wenn ein Junker uns als Schulz, Hinz oder Kunz beschimpft.
Diese EU-Politiker empören sich gegen das Vorgehen von Vladimir Putin auf der Krim. Zuvor aber waren sie alle auf dem Maidan eingeflogen, um dort gegen Viktor Janukowitsch zu wettern. Kalte Krieger finden sich in diesem Konflikt auf beiden Seiten.
Die Europäische Union ist einseitig für Kapitalismus. Soziale Rechte haben dort weniger Chancen als bei der anstehenden Wahl unanständig asoziale Rechte. Wer rechte Populisten nicht so recht mag, muss am 25. Mai deshalb aufrecht handeln und trotz mancher Bedenken tapfer ins Wahllokal gehen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Aber die europäische qual ist immer noch besser als gar keine Wahl. Gehen wir also an die Urne, bevor wildgewordene Kriegshetzer in West und Ost Europa einäschern und uns in die Urne versenken!
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