Gestern an der Spree, heute am Main: Queen gucken

25 Jun

Ein bisschen Glanz in unsrer bescheidnen Hütte: Gestern war die Queen auf der Spree; heute kommt Elizabeth II. an den Main. Zur Feier des Tages wartet Frankfurt mit echtem Kaiserwetter auf.
Vor 50 Jahren war sie zum ersten Mal in Deutschland. Fünfmal ist sie seither wiedergekommen. Nun gibt es wieder einen Besuch der alten Dame.
„Queen gucken“ ist der alte – und derzeit wieder aktuelle – Volkssport: Überall stehen die Massen an ihrem Weg und jubeln, wenn Elizabeth vorbeikommt. Die 89-jährige „Lisbeth“ und ihr fünf Jahre älterer Philipp stechen jedes noch so attraktive Supermodel aus.
Könige sind Relikte einer undemokratischen Vergangenheit. Heutzutage sind sie beinahe schon Märchenfiguren. Ganz besonders gilt das für Elizabeth, die seit 62 Jahren schon über dem Commonwealth thront.
Zu sagen hat die Queen nichts. Dafür gibt es trottelige „Prime Minister“ wie David Cameron und Tony Blair. Aber Elizabeth überlebt sie alle und weiß deswegen viel mehr als sie alle.
Insgeheim bewundern die Deutschen das: Gegen so eine Königin ist Bundespräsident Joachim Gauck doch nur ein wackeliger Grüß-August. Seine „Meinung“ ändert er je nach Publikum von „Friedensapostel“ bis zu „Kriegstreiber“.
Menschen brauchen aber Vorbilder. Wer wäre so ein Vorbild in der – von Reichtum verwöhnten und geiziger Fremdenfeindlichkeit gequälten – bundesdeutschen Geselligkeitsschaft?
Queen Elizabeth ist ein Musterbild „deutscher“ Tugenden: Sie ist pflichtbewusst, ordentlich und zuverlässig. Zumindest offen mischt sie sich nie ein in die Politik, wie es ihre Rolle in der konstitutionellen Monarchie vorschreibt.
Insgeheim wünschen sich viele Deutsche so eine Monarchie: Dann hätten sie wieder jemandem, zu dem sie aufblicken könnten. Leider verträgt die Demokratie aber keinen Führer.
Doch die Demokratie ist ohnehin nur noch ein Auslaufmodell: Mit sogenannten „Freihandelsabkommen“ schaffen die Politiker sich letztlich selber ab, indem sie die Macht des Souveräns auf multinationale Großkonzerne übertragen. Angesichts dieser Entwicklung ist es kein Wunder, dass die Massen hinauslaufen auf die Straßen, um dort „Queen“ zu gucken.

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