Wo sind die schönen altwn Wörter hin? Leider hört man heutzutage kaum noch, dass jemand „redlich“ oder „lauter“ ist. Fast möchte man schwermütig werden angesichts des Mangels an Heiterkeit und an gemütlichem Frohsinn.
Ist mit Wörtern wie „ehrlich“ und „lauter“ etwa auch das verschwunden, was einst damit bezeichnet wurde? Ist nur noch das Wetter „heiter“, weil die Menschenkeinen Grund mehr haben zu solch einer Stimmung?
Fast scheint es, als habe die schiere Gier und das große Geschäft Lauterkeit und Ehrlichkeit verdrängt. Fast scheint es, als verschwände deshalb auch die Heiterkeit, weil die Gier nach immer mehr kaum mehr zufriedene Menschen hinterlässt.
Der „seriöse Geschäftsmann“ ist dem „CEO“ gewichen. Manipulationen bei Aktiengeschäften, Börsenkursen, Abgaswerten oder Rankings sind an der Tagesordnung.
„Moral“ ist zum Schimpfwort verkommen. Wer sie hochhält, wird als „Gutmensch“ diffamiert. Einst nutzten Nazis diese Bezeichnung, um damit diejenigen zu diskreditieren, die sich für Juden oder Behinderte einsetzten.
Heute faseln viele von „Werten“ und der Notwendigkeit einer „Wertedebatte“. „Philosophie“ ist für sie aber der Werbetext, den sie vollmundig als ihre „Unternehmensphilosophie“ anpreisen. „Ethik“ betrachten sie offenbar als Tick derjenigen, die „eh nix raffen“.
„Raffen“ ist „in“: Man rafft zusammen, was man kriegen kann. Wer nicht genug zusammenrafft, der hat „nix gerafft“.
Plumpe Angeberei und eitle Selbstinszenierung gehören längst zu einer erfolgreichen „Selbstvermarktung“ dazu. Mit „Selbstvermarktung“ ist aber nicht Prostitution gemeint, sondern dreiste Werbung für die eigenen Interessen mit möglichst viel Wind. „Bescheidenheit“ und „Demut“ sind aus dem Sprachschatz der meisten Menschen ebenso entschwunden wie aus ihrem Verhalten.
Sprache ist verräterisch. Empfindungen werden heutzutage durch technische Ausdrücke beschrieben als „Depression“ oder „Defekt“. Menschen müssen fuktionieren, bis sie ausgebrannt sind und an „Burnout“ leiden.
Englische Wörter verdrängen deutsche Begriffe. Englisch gilt als modern und weltläufig.
Schlamperei beim Sprechen und Schreiben gilt nicht als schlimm. Betrügen ist auch nur noch ein Kavaliersdelikt.
Eile und Hast prägen den Alltag. Da hat kaum jemand noch Zeit für tiefer reichende Gedanken.
So sind selbst diejenigen oberflächlich, die sich als „Philosophen“ vermarkten. Angesichts der allgemein grassierenden Plattheit ist schon geringer Tiefgang ausreichend, um als tiefschürfend zu gelten.
Darunter leidet das Denken. Diesen Mangel merkt man leider in allen Bereichen des Alltags und fragt sich bange, wohin das wohl noch führen wird.
Aber am besten nimmt man es heiter und denkt: Nachdem die Platten durch CDs ersetzt wurden, gibt es jetzt wieder viele von diesen platten Zeitgenossen. „Zeitgenossen“ sind übrigens diejenigen, die gemeinsam einige Sekunden miteinander genossen haben, was heute selten genug vorkommt.
Der genannte Schluss-Satz: “Zeitgenossen” sind übrigens diejenigen, die gemeinsam einige Sekunden miteinander genossen haben, was heute selten genug vorkommt“ ist für mich ein AHA-Erlebnis. Danke bestens.
…. Ich geniesse es, diesen Artikel mit gemeinsamen Denk-Sekunden zu schreiben.