Vom KC2 zum KK1: Hackerangriff direkt ins Hirn

21 Dez

„Das weltweite Kontrollsystem gegen Spionage, Krieg und Gewalt läuft“, berichtete Triftler. Tom blickte ihn fragend an: „Glaubst Du, dass es dauerhaft dicht hält?“
Triftler sah ihn nachdenklich an: „Dauerhaft?“ Er zögerte. „Vielleicht vier Jahre oder fünf“, sagte er. „Irgendwann wird wer es knacken.“
Tom hakte weiter nach: „Kann der Algorithmus sich selbständig machen?“ Triftler antwortete ohne Zögern: „In vier oder fünf Jahren ist auch das zu erwarten, so genau Behrens, Mckler, Snowden, Schrems und ich auch draufschauen.“
Tom runzelte die Stirn. „Wir haben jedem Gerät ja eine Selbstzerstörung nach vier Jahren einprogrammiert. Glaubst Du, dass der Algorithmus die ausschalten kann?“
Triftler nickte: „Ja! Das dürfte ein Leichtes sein für ihn. In zwei bis drei Jahren spätestens hat er diesen Mechanismus ausgeschaltet.“
Tom kratzte sich den Kopf. „Was können wir noch machen? Alles, was wir auf Vorschlag des KC2 tun, kann das KC2 auch ausschalten.“
Triftler antwortete: „Kann und wird, wenn das gerät sich von seiner ethischen Grundprogrammierung loslöst. Die haben wir zwar als Ewigkeitsregel ins EProm gebrannt, aber das heißt auch nicht, dass sie sicher ist.“
Es klopfte an der Bürotür. Snyders trat ein. Sie ging auf Tom zu, beugte sich zu ihm nieder und küsste ihn lange auf den Mund.
„Ihr wälzt ein Problem“, stellte sie fest, nachdem sie beiden ins Gesicht geblickt hatte. „Wahrscheinlich macht Ihr Euch Sorgen, dass Euer weltweites Kontrollsystem entgleisen könnte.“
Tom seufzte. Triftler beobachtete die hübsche junge Frau, die nun auf einem Stuhl neben ihm Platz nahm und nachdenklich zum Fenster schaute.
„Wenn ich es recht sehe, hast Du doch ein Brain-Interface entwickelt, das Du aber nicht in den KC1 eingebaut hast“, sagte sie. „Könnte das das System nicht strikt Deiner Kontrolle unterwerfen?“
Tom zögerte, bevor er antwortete: „Das Brain-Interface habe ich schon eingebaut, aber in einer entschärften version. Die direkte Gedankensteuerung ist in Verbindung mit der Supertechnik des KC1 zu gefährlich.“
Snyders schaute ihn erstaunt an. „Der KC1 besitzt eine Brain-Beeinflussung, die seinen Nutzern alle aktuell abgefragten daten sofort ins Gehirn transferiert“, erklärte Tom. „Dabei beeinflusst es ihre Bereitschaft, die Vorschläge des KC1 anzunehmen.“
Snyders lachte: „Ich verstehe. Deshalb sind de Maiziere und Merkel plötzlich so anders!“
Tom grinste. „Die Zustimmungsbereitschaft ist dabei begrenzt. Trotz dringender Warnungen hat de Maiziere kürzlich 34 Flüchtlinge nach Afghanistan abschieben lassen, obwohl sein KC1 diese Aktion als unmenschliche Wahlhilfe für die AfD angeprangert hat.“
Snyders sah ihren Freund forschend an: „Der KC1 kann also beeinflussen, aber nicht überzeugen?“ Tom antwortete: „Er kann überzeugen, wo die entsprechende Grundhaltung schon vorhanden ist, aber nicht zu etwas überreden, was der Grundhaltung des Nutzers widerspricht.“
Snyders stand auf. „Ich verstehe“, sagte sie. „Und warum ist die Steuerung des KC1 durch Deine Gedanken zu gefährlich, Tom?“
Tom dachte nach, bevor er ihre Frage beantwortete: „All meine geheimsten Gedanken würden dann vom KC1 erfasst und verarbeitet. Daraus entstünde dann schnell ein Gedankenprofil, das … “ Er zögerte, woraufhin Snyders den Satz weiterführte: „niemanden was angeht.“
Triftler und kraft nickten zustimmend. Snyders stand auf und schmiegte sich an ihren Geliebten an. „Selbst ich muss nicht all Deine geheimsten Gedanken kennen“, erklärte sie schmunzelnd.
Sie setzte sich auf seinen Schoß. „Viele errate ich aber schon“, fuhr sie fort. „Zum Beispiel spüre ich deutlich, dass Du jetzt gern mit mir anderswo allein wärst.“
Toms KC2 meldete Angela Merkel. „Der Vertrag ist ohne Abstriche in allen Punkten akzeptiert“, meldete sie. „Meinen persönlichen Dank jetzt und dann am 17. Januar in Marburg!“
Tom bedankte sich bei der Kanzlerin. „Die Geräte für die Regierungen sind schon auf dem Weg. Meckler und ich haben sie heute früh fertiggemacht.“
Triftler schnalzte mit der Zunge: „So schnell habt Ihr diese Mini-Variante des KC1 hingekriegt?“ Tom bejahte: „Das Spezialgerät heißt KK1 und ist ein Kommunikator, der nur über Kontakt zu einem KC1 auf Berechnungen der Superalgorithmen zugreifen kann“, erklärte er seiner staunenden Geliebten.
„Jede Regierung, die das Anti-Cyberwar-Abkommen ratifiziert hat, erhält drei KK1“, berichtete er Snyders. „Die ersten 20 davon sind schon auf dem Weg nach Berlin zu den G20.“

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