Ankunft in der Alten Aula: Hackerangriff führt zu Professur

4 Jan

„Bis gleich!“ Tom drehte sich um und kehrte noch einmal in sein Büro zurück. Derweil verließen die meisten Gäste das Institut und bestiegen draußen ihre Autos, um in einer langen Kollonne zur Oberstadt zu fahren.
In seinem Büro schloss Tom noch einmal seinen Schrank auf. Er nahm einen Karton heraus, den er nur mit Mühe hochheben konnte. Ein kräftiger Polizeibeamter nahm ihm die Schachtel ab und trug sie zum Auto.
Diesmal fuhr ein Streifenwagen mit Blaulicht voraus. Doch die Panoramastraße und die Großseelheimer Straße sowie die Schwanallee und das Barfüßertor waren gesperrt. In Abständen von vielleicht 50 Metern standen bewaffnete Polizisten am Straßenrand, von denen einige Tom beim Vorbeifahren mit einem Kopfnicken oder einer Hand am Helm grüßten.
Durch die Straßen „Am Plan“, Untergasse und „Am Hirschberg“ fuhr die Kolonne in die Reitgasse hinein. Dort bog die gepanzerte Limousine von der schmalen Straße ab und parkte auf dem Hof der Alten Universität.
Auch hier waren Polizisten in Kampfmontur mit Maschinenpistolen postiert. Tom sah auch einige Beamte in Zivil, die er teilweise als Männer der GSG9 einschätzte oder gar wiedererkannte.
Durch den Kreuzgang liefen Tom und vier personenschützer zur Alten Aula. Dort empfing Schätzle die Gruppe. Tom ließ den Karton vorne am Podium abstellen. „Bitte bewachen Sie den Karton“, bat er die Beamten. „Da sind 60 KK2 drin.“
Tom drückte Schätzle ein derartiges Gerät in die Hand. „Dieses KK2 ist für Sie“, sagte er. „Ihre Kollegen sollen später auch sechs solche Geräte als Einsatzausstattung bekommen.“
Er eichte das KK2 durch die Aufsprache „Polizeirat Schätzle“. Ein Strahlen erschien auf Schätzles Gesicht.
„Das ist der neue Kommunikator“, erklärte Tom. „Damit können Sie Kontakt zu allen KK- und KC-Nutzern aufnehmen und wichtige Auskünfte einholen. Ichhabe das Gerät so eingestellt, dass es Ihnen automatisch die Daten aller Personen angibt, die das Gebäude betreten wollen.“
Im selben Moment nannte der KK2 nacheinander acht Namen mit Funktion und einer Einstufung zur Unbedenklichkeit. Alle waren entweder Polizisten oder Beteiligte an der Organisation der Antrittsvorlesung.
„Jochen Schäfer alias Schupper“ sagte der KK2. „Blinder Musiker und Schauspieler beim Durchblicker-Kabarett“.
Jochen wurde von einem Polizeibeamten begleitet. Ein weiterer Polizist geleitete drei weitere Gäste in den Saal, die Plätze im hinteren Teil des altehrwürdigen Saals einnahmen.
„Hallo Jochen!“ Erfreut begrüßte Tom seinen Mitspieler. Die Kabarettgruppe „Durchblicker“ war das gemeinsame Hobby der beiden.
„Jochen macht hier heute Musik“, erklärte er einem Polizeibeamten, der den blinden Mann argwöhnisch anschaute. Dann gleitete Tom seinen Kameraden zum Klavier, wo Jochen Platz nahm und bald zu klimpern begann.
„Ich gehe noch mal kurz zum Rathaus“, sagte Schätzle zu Tom. „Von dort begleite ich die Kanzlerin und die Ehrengäste hierher. Sie werden dort gleich fertig sein.“
Während Schätzle den Saal verließ, traten weitere Gäste ein. Toms KC3 nannte ihm alle Namen und Funktionen.
Einige, die er kannte, begrüßte er persönlich. Ihnen übergab er dann meist einen KK2, den er auf ihren Namen eichte. Die Geräte reichte ihm der Polizist, der den karton bewachte.
„Hallo, Kattascha!“ Erfreut lief Tom auf die junge Frau zu, die gerade eintrat. Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange.
Dann reichte er ihr ein Gerät, das er zuvor ebenso eichte: „Katharina Nocun alias Kattascha“. Es war allerdings kein KK2, sondern ein KC1, den er durch Aufspielen von Software des KC3 zum „KC1-2“ aufgemotzt hatte.
Ein gleichartiges Gerät bekam auch Constanze Kurz, die er ebenfalls freundschaftlich begrüßte. Den dritten KC1-2 übergab er Eckart Fuchs, der mit Jens Bertrams in die Alte Aula gekommen war. Jens und Franz-Josef Hanke sowie sein Begleiter Matthias erhielten hingegen je einen KK2.
Die Ränge füllten sich. Jeden KK2 überreichte Tom seinem neuen Besitzer persönlich mit Handschlag und der obligatorischen Aufsprache des Nutzernamens.
Dann betrat Merkel mit dem hessischen Ministerpräsidenten den Saal. Kurz blieb sie stehen und schaute sich die Wandbilder an, bevor sie vor Tom stehenblieb.
„Sie hatten Recht: Das Rathaus ist eine echte Perle.“ Tom strahlte. Kurz trat er ans Fenster, um sich vor dem Beginn der Antrittsvorlesung noch einmal zu sammeln.
Unten auf dem Rudolphsplatz standen Polizistnen in Kampfwesten. Mitten auf der Kreuzung stand ein Panzer der Bundespolizei. Autos waren nicht untrwegs.
Edward Snowden trat an Toms Seite und blickte hinab. Er klopfte Tom wortlos auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und sich von der Universitätspräsidentin die Wandbilder erklären ließ.
Jemand umarmte Tom von hinten. Natürlich war es Snyders, die ihre Wange an seine schmiegte. „Ich freue mich“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Eine von Toms Studentinnen kam auf Highheels in kurzem Mini herangestakt und küsste Tom auf die Wange. Dabei warf sie einen eifersüchtigen Blick auf Snyders, die derweil zu Snowden ging, der nun alle historischen Waldgemälde bewundert hatte.
Die Besucher setzten sich. Auch Tom nahm seinen Platz in der ersten Reihe neben Merkel ein. Auf seiner anderen Seite saß Snowden, neben dem wiederum Snyders Platz genommen hatte.
Universitätspräsidentin Katharina Krause trat ans Redepult. Förmlich begrüßte sie die hochrangigen Gäste und danach das sonstige Publikum. „Ich freue mich sehr, hier heute die Antrittsvorlesung meines geschätzten Kollegen Tom Kraft eröffnen und gleichzeitig die Einweihung des Albert-Einstein-Instituts Marburg bekanntgeben zu dürfen.“

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