„Nu man ran anne Buletten!“ Das war gestern. In Corona-Zeiten heißt es: „Her mit dem Klopapier!“
Kaum steigen die Fallzahlen wieder, da rennen die Herden auch schon wie gehetzte Tiere in den Supermarkt und suchen dort nach großen Packungen Toilettenpapier. Alle Aufrufe zur Vernunft sind sofort wieder für´s Klo. Viele sind anscheinend total von der Rolle, weil sie ihr heißgeliebtes Klopapier dringender brauchen als alles andere.
„Papier ist geduldig“, sagt der Volksmund. Sicherlich gilt das nicht nur für Schreibpapier. Auch das abreißbare Papier muss mancherlei erdulden, wird es doch in der Regel in den übelriechendsten Räumen aufbewahrt, die eine Wohnung so bereithält.
Allerdings wird es nach der Berührung mit Fäkalien meist sofort runtergespült. Seine Rolle als „systemrelevantes Alltagsgut“ wird normalerweise eher runtergespielt, weil die meisten Leute peinlich berührt schweigen, wenn´s um´s poröse Papier geht. Klopapier ist kein Thema, solange alles „normal“ läuft.
Doch es ist frappierend, dass das aufgerollte Papier inzwischen zu einer Art „Bio-Indikator“ für Furcht vor Verbreitung von Viren geworden ist. Wenige Waren sind so schnell weg wie Klopapier. Mehl oder Zucker und Nudeln sind Grundnahrungsmittel, die alle tagtäglich verzehren, aber Klopapier?
Warum lieben die verängstigten Zeitgenossen zu Zeiten der Pandemie ihr poröses Papier für den Allerwertesten mehr als alles andere? Liegt das an der vielen Scheiße, die die meisten Menschen produzieren?Oder das etwa irgendwas mit der viel zitierten „Herdenimmunität“ zu tun?
Wahrscheinlich gibt es da einen geheimen Zusammenhang. Bemerkenswert ist zumindest, dass vor allem diejenigen von „Herdenimmunität“ schwafeln, die sich vernünftigen Vorsichtsregeln vehement verschließen. Ist „Herdenimmunität“ etwa das massenhafte Verschwinden vernünftigen Verhaltens?
Neueste Kommentare