Am Ende des Tages gibt es auch in Deutschland viele Klimaflüchtlinge.

17 Jul

Fluten stürzen vom Himmel herab. Das Mittelmeer ersäuft die unbarmherzigen Seenotleugner in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Tausende ertrunkener Flüchtlinge im Mittelmeer haben nur wenige Menschen in Deutschland gekümmert. Mehr als 130 Ertrunkene im Kreis Ahrweiler, in der Eifel, im Erftkreis, an der Wupper und im Bergischen Land erregen die Gemüter auf´s Äußerste. Der Klimawandel ist in vollem Gange.
Die Bewohner flüchten aus ihren Häusern. Meist haben sie nichts mitnehmen können. Was zurückblieb, ist oft völlig unbrauchbar geworden durch den Schlamm und die ölige Brühe in den tiefer gelegenen Räumen.
Das Mittelmeer kommt als Sintflut über der Eifel, dem Bergischen Land, dem Niederrhein, Belgien und den Niederlanden nieder. Die „gerechte Strafe Gottes“ trifft die Besitzenden und nimmt ihnen ihre Habe, weil sie den Besitzlosen selbst das sichere Dach über dem Kopf verwehrt haben. Etliche ertringen in den Wassern, die der von Menschen gemachte Klimawandel über ihnen tagelang abregnen lässt.
Seit Jahren debattieren Parteien und Politiker darüber, wie man die Deutsche Wirtschaft vor der Konkurrenz aus anderen Ländern schützen könne. Der Klimawandel müsse „sozial“ ausgestaltet werden, fordern einige. Wie „sozial“ er über die Menschen hereinbricht, wenn die Politik nichts tut, erleben die Menschen in den Regengebieten jetzt. Starkregen und Dürre sind Folge der – von Menschen verursachten –
Erderwärmung. Zugleich sind sie auch Folge der Herzenskälte neoliberaler Politik, die Profite und korrupte Lobbypolitik immer noch vor konsequentes Handeln stellt. Die Reichen debattieren immer noch, ob sie sich die Kosten für die Feuerwehr leisten können, die die Häuser der Habenichtse löschen soll.
Was die Fluten jetzt sofort hinwegfegen sollten, sind alle diejenigen Politiker und Profiteure klimaschädlicher Wirtschaftsweisen, die Menschenleben ihrer Macht, ihrem Einfluss und ihrem Gewinn opfern. Die Menschenopfer des antiken Baal-Kults waren weitaus weniger als die des neuzeitlichen Kapitalismus- und Marktliberalismus-Kults. Wer Menschen ungerührt ertrinken lässt – egal, ob das im Mittelmeer ist oder im Ahrtal – und wer den Rettungseinsatz zugunsten des Klimas aus egoistischem Profit-
oder Machtineresse verzögert, der macht sich einer mörderischen Missachtung der Menschenwürde schuldig.
Am 26. September ist Bundestagswahl. Bis dahin sind alle demokratischen parteien gefordert, massive Maßnahmen zum Klimaschutz bereits umgesetzt zu haben. Die Sondersitzung in der Sommerpause des Deutschen Bundestags wäre eine wichtige Geste anstelle unverantwortlicher Rhetorik geheuchelter Anteilnahme mit den Betroffenen.

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