Weniger ist manchmal mehr. Darum muss Galeria Karstadt Kaufhof nun 52 Filialen schließen.
Warenhäuser in Innenstädten sind seit Längerem nicht mehr die wahren Häuser des überhitzten Warenkonsums. Ihre Austrocknung begann in den 70er Jahren, als von fanatischen Autofetischisten überall große Kaufmärkte „auf der grünen Wiese“ eröffnet wurden. Den Todesstoß versetzt den Kaufhäusern nun das Internet, wo faule Freaks ihrem unüberlegten Kaufrausch mit einem Mausklick bequem am Bildschirm frönen.
Werden die Innenstädte nun veröden? Werden die Konsumentinnen und Konsumenten noch weiter verblöden?
Weniger ist meistens mehr. Für den Klimaschutz ist eine Einschränkung des wildwuchernden Konsums sehr hilfreich. Für die Psyche der Menschen ist eine Rückbesinnung auf das Wesentliche wahrscheinlich der erste Schritt zum wahren Glück.
Nicht Waren bringen Glück, sondern das Streben nach dem Wahren und Guten. Das finden die Menschen bei anderen Menschen und nicht auf Bildschirmen oder in Glasvitrinen und Verkaufsregalen. Die altherebrachte „Schnäppchenjagd“ oder der modernere „Black Friday“ sind nur eine sehr vorübergehende Befridigung des urmenschlichen Jagdinstinkts.
Für die – voraussichtlich mehr als 4.000 – entlassenen Verkäuferinnen und Verkäufer der Warenhäuser ist der Verlust ihrer Arbeitsplätze sicherlich ein dramatischer Einschnitt. Die allermeisten von ihnen werden aber wohl rasch wieder Arbeit finden. Der Fachkräftemangel grassiert gerade auch im Einzelhandel.
Die weiteren – dann leerstehenden – Betonklötze in Innenstädten könnte man zu gemeinschaftlich genutzten Wohnanlagen mit integrierten Kaufmöglichkeiten umbauen. Die eine oder andere Filiale könnte auch als Kulturzentrum oder Museum umgenutzt werden. Vielleicht bestünde ja auch irgendwo Bedarf an einem Kaufhausmuseum, das Waren präsentiert wie in den 20er, 50er, 60er oder 70er Jahren.
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