Menschen mutieren zu Maschinen und Maschinen zu Menschen. Statt selbst zu denken, lassen viele für sich denken.
„Coach“ ist der neue Erfolgsberuf. Weil alle die Verantwortung für ihr eigenes Leben lieber agbeben, statt sich selbst mit sich selbst abzumühen, verdienen Berater und Besserwisser bestens. Statt eigene Erfahrungen zu sammeln, versammeln sich viele hinter selbsternannten Gurus und profilneurotischen Pseudo-Psychologen.
„ChatGPT“ ist das neue Erfolgsprogramm. Weil alle der Technik mehr trauen als ihren Mitmenschen, machen die Hersteller solcher Software bald mächtig Moneten. Auch wenn diese angebliche „Künstliche Intelligenz“ viel Unsinn raushaut, erreicht sie doch nur schwer ein niedrigeres Niveau als die vielen selbsternannten „Coachs“, Möchtegern-Philosophen und sonstigen Selbstdarsteller.
„Selbstoptimierung“ ist die neue Mode. Weil viele Menschen merken, dass sie irgendwie unzulänglich sind, vermessen sie mittels ihrer Mobiltelefone oder „Smartwatches“ ihren Puls und ihre Schritte, ihre Bewegung und auch ihren Schlaf. Übernächtigt überwachen sie sich selbst, weil sie die eigenen Reflexe nicht mehr spüren und den eigenen Empfindungen nicht mehr trauen.
Mit dem Handy in der Hand werden Menschen zu Cyborgs, die ihr Gedächtnis ins Internet ausgelagert haben und ihre Wahrnehmung nur noch auf winzige Bildschirme beschränken. Das Gespräch mit dem Nächsten liegt ihnen fern, weil sie mit dem dämlichen Ding in ihrer Hand beinahe schon verwachsen sind. Menschliche Nähe ist für sie ein Fremdwort, da sie morgens als Erstes und abends als Letztes ihr Handy anschauen.
Mit dem „E-Scooter“ unter dem Fuß werden Menschen zu rollenden Rasern. Sie amputieren sich selbst und bewegen ihre Beine kaum noch. Bewegung ist für sie das, was das rollende Brett unter ihren Füßen tut, das sie am Bestimmungsort gedankenlos auf dem Weg liegenlassen.
So werfen sie ihre Fähigkeiten weg wie lästigen Ballast. Wozu braucht man Beine, wenn der E-Scooter viel schneller ist? Wozu braucht man sein Gehirn, wenn Google oder ChatGPT die Frage viel schneller beantwortet? „Wer rastet, der rostet“, sagt der Volksmund. „Sich regen bringt Segen.“
Wer das für altertümlichen Quatsch hält und sich ohne Not selbst seiner Fähigkeiten beraubt, der wird wohl irgendwann merken, dass die guten alten Volksweisheiten klüger sind als die Coaches und ChatGPT. Wer sein Hirn nicht nutzt, der verblödet. Wer nicht selber über die eigenen Erfahrungen nachdenkt, der wird irgendwann einrosten und wahrscheinlich auch früher sterben als diejenigen, die ihr Leben in die eigenen Hände nehmen und ihren eigenen Kopf zum Denken benutzen.
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