V wie Vollidiot: Kleines Lexikon der Satire von A bis Z

30 Nov

Nach den Anschlägen von Paris und Mali hoffen viele auf himmlische Hilfe der genialen Geheimdienste und der propperen Polizei: Damit alle verstehen, dass die Welt nur mit Humor zu ertragen ist, habe ich ein Kleines Lexikon der Satire von A bis Z zusammengestellt. Diese List erhebt keinen Anspruch auf volle Beständigkeit.
Auftritt
ist das, was ein Kabarettist oder Comedian bewusst komisch gestaltet, während andere dabei unfreiwillig komisch wirken. Bar
ist das, wo ein Kabarett auftritt oder ein Cabaret, aber auch die Art, wie dort bezahlt werden muss. Cartoon
ist die gezeichnete Form der Satire, die bestenfalls wie schlimmstenfalls ins Auge geht. Deo
ist das, was Politiker brauchen, wenn sie ins Kabarett gehen, weil das Programm sie dort zum Schwitzen bringen kann. Ernst
ist ein männlicher Vorname und das Leben, wenn man es nicht mit Humor nimmt. Frechheit
ist das, was siegt, wenn man es mit Humor und Ironie verpackt und dabei nicht zu weit geht. Grotesk
ist das, was man so überzeichnet hat, dass keiner es mehr ernst nehmen kann, was trotzdem aber oft bitterer Ernst ist. Humor
ist das, was Satiriker nicht haben, weil sie alles bitter ernst sehen und es noch ernster darstellen. Ironie
ist das, was viele Menschen nicht verstehen, weil sie alles für bare Münze nehmen, was man ihnen sagt, ohne den Tonfall zu unterscheiden, wie man es sagt. Ja
ist das, worauf gute Satire immer mit „aber“ antwortet, sofern das „Ja“ nicht völlig unglaubwürdig überhöht daherkommt. Kabarett
ist das, was Satiriker machen, wenn sie nicht gerade im cabaret sitzen, wo man sich tierisch vergnügen kann, wenn man seinen animalischen Trieben folgt. Lachen
ist gesund, sofern man nicht in einer Diktatur lebt, wo es einen ins Gefängnis bringen oder gar den Kopf kosten kann. Malheur
ist das, worüber jeder gerne lacht, wenn es anderen passiert. Narr
ist der, der nicht begreift, dass alle anderen auch Narren sind. Ofen
ist das, womit man Menschen einheizt, was aber auch mit guter Satire möglich ist. Pech
ist das, worüber sich der Satiriker freut, wenn es Politiker haben, die spätestens dann Pech haben, wenn ein guter Satiriker sich ihrer annimmt. Quatsch
ist das, was Satire machen muss, damit man sie ernst nimmt.
Saftladen
ist eine antialkoholische Kneipe und das Schimpfwort für solche Etablissements ebenso wie die Anweisung an den Lagerabeiter, ein Getränk in den Laster zu hieven. Tabak
ist das, was man raucht, während der Kopf raucht, weil ein Vorgang so starker Tobak ist, dass man ihn unbedingt durch den Kakao ziehen muss. Unsinn
ist das, was ein Humorist macht, ohne dass man es merkt, worin er allerdings vielen ernsthaft daherkommenden Leuten gleicht. Vollidiot
ist der, der nicht nur betrunken, sondern gleichzeitig auch noch blöd ist, wobei beides einander bedingt und verstärkt. Wünschelrute
ist das, womit manche nach Wasser, Öl oder anderen Bodenschätzen suchen, womit der Satiriker aber an ernste Gegenstände herangeht, bis die Wünschelrute ausschlägt und der verborgene Ernst vor lauter Ärger Ausschlag bekommt. Xaver
ist ein bayerischer Vorname, den viele anderswo komisch finden, der aber genauso seine Berechtigung hat wie Xenia oder Xerxes, weil er ebenso wie sie mit einem X anfängt. Yul
ist ein Vorname, der weniger komisch klingt, sich aber fast so anhört wie der Befehl „Jaul“. Zoo
ist das, was Tiere ausstellt und zum Affen macht, womit es eine gewisse Ähnlichkeit mit Satire hat, die das allerdings mit Menschen macht.

Eine Antwort zu “V wie Vollidiot: Kleines Lexikon der Satire von A bis Z”

  1. derhilden 30.11.2015 um 20:23 #

    Chapeau! 😀

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